Da nicht überall befestigte Gebäude zum Übernachten vorhanden sind und ich auch nicht immer “Gastschläfer” sein möchte war es an der Zeit für ein eigenes Zelt. Am Anfang steht die Frage: Welche Art von Zelt soll es sein?

Da ich das Zelt meistens dann brauche wenn ich alleine Unterwegs bin muss es also einfach zu stellen sein. Am besten gefielen mir dafür einfache Kegelzelte. Doch wie sollte es genau aussehen?

Erhaltene Exemplare von Kegelzelten, aus dem 13. Jahrhundert, gibt es meines Wissens überhaupt nicht. Aber in einigen Codices findet man Abbildungen von Kegelzelten. Auf meinem Pinterest Account habe ich einige Abbildungen voin Kegelzelten aus dem 13. Jahrhundert gesammelt

Im wesentlichen zeigen die Bilder bei allen Zelten einen ähnlichen Aufbau. Doch auf manchen sieht man ein paar besondere Details auf die ich näher eingehen möchte.

Auf folgender Abbildung sieht man, dass zum aufstellen des Mittelpfostens ein Seil an der Spitze befestigt werden kann. Eine zweite Person kann an diesem das Zelt aufrichten. Zur Befestigung am Boden werden umgebogene Heringe (vermutlich aus Eisen) in den Boden geschlagen.

Abbildung zum aufstellen eines einfachen Kegelzeltes mit einer einzelnen Stange. Die Heringe sind umgebogen (vermutlich aus Eisen) und die Stange wird durch eine zweite Person per Seil hochgezogen. British Library Ms Landsdowne 782 f.34v datiert auf 1240 bis 1250.

Bei den meisten Abbildungen sieht man, das sich an der Spitze eine runde Kugel oder eine Art Kegel befindet. Doch dies muss nicht immer so sein. In folgender Abbildung sieht man neben den Typen mit Kugel auch Varianten ohne einen weiteren Aufsatz an der Spitze.

Illustration aus der Parzival Geschichte aus dem BSB Cgm 19. Zu sehen sind mehrere Kegelzelt mit und ohne Kugel an der Spitze. Vermutlich entstanden in Straßburg zwischen 1228 und 1236. Heute aufbewahrt in der Münchener Staatsbibliothek. Quelle: http://daten.digitale-sammlungen.de

Diese einfachere Variante ohne Kugel an der Spitze sollte es dann auch werden.

Bleibt noch das Problem der langen Zeltstange. Alle Zelte scheinen so hoch gewesen zu sein, das eine Erwachsene Person darin stehen konnte. Eine entsprechend lange Mittelstange passt jedoch nicht in ein herkömmliches Auto (die höhe sollte ~3m sein), weshalb diese zumeist geteilt werden. Das dies nicht nur ein Kompromiss der moderne ist, sondern Zeltstangen vielleicht auch damals schon geteilt sein konnten, sieht man in der Cantigas de Santa Maria aus Spanien. Verfasst wurde sie 1280, die Abbildungen kamen aber erst 1284 dazu. Auf vielen Abbildungen von Speichenradzelten sieht man, dass die Mittelstange eine Art verzierte Hülse in der Mitte aufweisen. Hier ein Beispiel.

In der Mitte der Zeltstange sieht man eine (andersfarbige) Art von Hülse. Aus Cantigas de Santa Maria MS T.I. 1 - Códice Rico. Datiert auf 1280/1284. Quelle: http://warfare.gq/Cantiga/Cantigas_de_Santa_Maria.htm

In einer anderen Abbildung sind drei einzelne Stangen, mit der gleichen Art von Hülse, in Tücher gewickelt und auf einem Esel zum Transport verpackt.

Mögliche Darstellung geteilter Zeltstangen die in Tücher gewickelt auf einem Esel transportiert werden. Aus Cantigas de Santa Maria MS T.I. 1 - Códice Rico. Folio 144r. Datiert auf 1280/1284. Quelle: http://warfare.gq/Cantiga/Cantigas_de_Santa_Maria.htm

Vermutlich konnten die Mittelstangen also geteilt und für den Transport verpackt werden.

Ähnliche Details auf Abbildungen aus dem deutschen Raum konnte ich nicht finden. Womöglich wurde dies nur gemacht wenn das Gestänge aufwendig gefertigt war. Ich entschied mich jedoch für eine Teilung der Mittelstange.

Von welchem Hersteller soll es sei?

Im wesentlichen standen für mich folgende drei Anbieter zur Auswahl:

tentorium.pl
Von Tentorium habe ich schon einige ältere handgenähte Zelte (Dreieckszelte und ein Speichenradzelt) bei einer bekannten Gruppe in Augenschein nehmen können. Die Zelte sind gut 10 Jahre alt und bis auf gebrochene Stangen durch Sturm oder falschen Transport/Aufbau gab es, laut Besitzern, in den Jahren keine Probleme. Die Planen waren auch immer dicht ohne das man diese extra behandeln musste.
matuls
Von Matuls hatten wir in meiner Living-History Gruppe vor einigen Jahren ein gebrauchtes Speichenradzelt gekauft und sind damit bisher sehr zufrieden. Viele haben jedoch das Problem, dass über die Seile nach innen Wasser hochwandert und dort dann runtertropft. Dieses Problem ist bei uns jedoch bisher nicht aufgetreten. Es lässt sich sehr Blick-/Winddicht abschließen. Alle Nähte sind noch im guten Zustand und auch das Leinen allgemein ist sehr stabil und hat bisher jedem Regen stand gehalten. Das Gestänge mussten wir selber neu anfertigen da keines mehr vorhanden war.
sew-mill
Von Sew Mill hat einer aus meiner Living-History Gruppe ein Kegelzelt in einer maschinengenähten Variante. Die Qualität des Leinen ist identisch zu der von Matuls und es ist auch komplett dicht. Das Gestänge musste er jedoch Zwischenzeitlich tauschen, da es einmal gebrochen war. Bei einem Sachsenzelt von anderen Bekannten musste die Plane einmal komplett imprägniert werden. Davor hat es an den Nähten Stark durchgetropft. Das Gestänge haben sie komplett selber hergestellt weshalb da ein Vergleich wegfällt.

Nach langem hin und her habe ich mich dann für tentorium.pl entschieden. Die handgenähte Variante von Sew-Mill wäre deutlich teurer gewesen und bei Matuls war das Gestänge nicht mit dabei. Knapp 1000€ sollte das Zelt, inklusive Gestänge und Heringen am Ende kosten.

Bestellung und Lieferung

Bestellt habe ich das Zelt im März 2017 und geliefert wurde es, wie bei Bestellung angegeben, Ende September/Anfang Oktober 2017. Tentorium fertigt laut eigener Aussage alle Zelte immer erst nach der Saison (bei mir war Fertigungsbeginn im August).

Lieferumfang

Es wurde alles mitgeliefert was man zum aufstellen braucht, sprich:

  • geteiltes Gestänge (aus Fichtenholz) mit Messingtülle
  • gebogene Eisenheringe (1 Stück als Ersatz dabei) und ein Säckchen dafür
  • einteilige Zeltplane

Das Gestänge ist achtkantig gehobelt und war noch nicht eingelassen oder anderweitig behandelt. Das wird dem Käufer überlassen. Ob die Plane imprägniert ist weis ich nicht.

Das Objekt der Begierde

Das Zelt hat einen Durchmesser von 3,6m und eine Höhe von 2,6m. Es reicht für 4 ausgewachsene Personen gerade so zum schlafen, dann kann man aber nichts großes (Kiepen) mehr reinstellen. Bei 3 Erwachsenen, bzw. 2 Erwachsenen und 2 Kindern kann man noch seine Kleidung darin unterbringen.

Seitenansicht des Zeltes

Geöffneter Eingang. Die Mittelstange ist schief aufgestellt.

Detail der verstärkten Spitze

Das Gestänge ist aus einfachem Fichtenholz achtkantig gehobelt und wird über eine Messingtülle verbunden. Die Stange passt sauber rein und hat nicht mehr viel Spiel ( etwa 0,1mm - 0,2mm Stärkeblech passt noch rein). Die Spitze der Stange, auf welcher die Zeltspitze aufliegt, ist abgerundet. Dadurch sollte es hier nicht zu Abschürfungen kommen.

Gestänge mit abgerundeter Spitze

Das Leinen ist sehr dicht gewebt, ein Regentest steht aber noch aus. Auch die allgemeine Verarbeitung ist in Ordnung. Ich hätte mir zwar eine andere Ausführung der Kappnähte gewünscht, aber die Haltbarkeit scheint dem ersten Eindruck nach gut. Ich habe alle Nähte kontrolliert und es gibt keine offenen oder bereits ausgefransten Nähte. Ein Detail das mir gut gefällt ist, dass die Schlaufen nicht genau am Ende der Bahn sitzen, sondern etwa 5cm entfernt. Dadurch fällt die Bahn nach unten und schließt sauber mit dem Bode ab. Dadurch sollte der Wind nicht durchziehen.

Schlaufe mit Hering etwa 5cm über dem Rand. So schließt das Zelt sauber mit dem Boden ab.

Das Zelt lässt sich sauber bis ganz nach unten schließen und die Schlaufen liegen innen.

Das Zelt im geschlossenen Zustand

Nächstes Jahr muss es sich dann auf einigen Veranstaltungen beweisen.

Quellen: