Da ich derzeit meine gesamte Ausrüstung von chemisch auf pflanzlich gefärbte Stoffe umstelle, war es an der Zeit meine alten Beinlinge durch neue auszutauschen.
Das alte paar Beinlinge aus chemisch gefärbtem grau-melierten 2/2-Wollköper
Als Vorlage dienten bei diesen die erhaltenen Beinlinge aus dem Grab des Erzbischof von Bremen 1, datiert auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dieses paar hat sich sehr gut erhalten und besteht aus insgesamt 4 Teilen:
- einem langen Hauptteil für das Bein
- zwei Erweiterungsstücken am Oberschenkel
- dem Fußteil
Der eigentliche Beinling ist eher gerade geschnitten mit einer v-förmigen Zunge am unteren Ende und den zwei fast rechteckigen Fersenteilen links und rechts davon. Am oberen Ende sind zwei Verlängerungen angenäht in denen sich auch die Nestellöcher befinden. Das Fußteil ist Halbkreisförmig mit einem kleinen v-förmigen Einschnitt an der geraden Oberkante.
Umriss der erhaltenen Beinlinge des Erzbischif von Bremen, datiert auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Für die neuen Beinlinge hat mir meine Frau einen leichten 2/2-Wollköper mit Birkenblättern gelb eingefärbt. Aus diesem sollten die neuen Beinlinge entstehen. Da ich dieses mal eine bessere Passform als bei den alten erreichen wollte, wurde die Beinröhre zunächst nach denselben Schnitt ausgeschnitten und dann am Bein direkt abgesteckt. Vor allem im Bereich der Knie und am Übergang zur Ferse waren ein paar Versuche notwendig um eine gute Passform zu erreichen, ohne das der Beinling zu eng wird.
Alle Einzelteile wurden per Rückstich miteinander vernäht und der Saum zu beiden Seiten doppelt umgeklappt und dann per Überwendlichstich fixiert. Als Zwirn habe ich (zum Großteil) handgesponnenes und ebenfalls Brikengelb gefärbtes Wollgarn verwendet.
Detailaufnahme der verwendeten Naht. Das 20 Cent Stück dient zum verdeutlichen der Stichweite von 2-3mm
Auf der Oberseite des Stoffes ist der Überwendlichstich fast nicht zu sehen, da immer nur über einen einzelnen Faden gestochen wird. So zeigen sich bloss kleine Punktförmige verformungen im Stoff. Diese verschwinden mit der Zeit durch das Tragen, oder nach dem Bügeln vollständig.
Oberseite der Naht mit Punktförmigen Veränderungen durch den Überwendlichstich.
Durch das enge anliegen am Knie halten die Beinlinge auch ohne die Befestigung an der Bruche bereits sehr gut. Und hier nun das Ergebnis der Arbeit.