Recht Münzen zu prägen
Das Recht Münzen zu prägen war ein Königliches Regal (Siehe Sachsenspiegel und Schwabenspiegel, Landrecht Kap. 364). Dieses Regal wurde vergeben an Erzbischöfe, Bischöfe, Klöster, Herzöge, Grafen und seid 1216 erstmals auch an Städte (Annweiler in der Pfalz durch Kaiser Friedrich II).
Zwischen 1197 bis 1260 gab es 414 Münzstätten im regnum teutonicum (also für den Teil des heiligen römischen Reichs nördlich der Alpen). Als Städte nur Annweiler, Bern, Lübeck, Mühlhausen und Oppenheim. Weit mehr als die Hälfte (277 Stück) sind weltliche Dynastien (Nau, Seite 89).
Im Raum Tübingen waren vermutlich die beiden dominanten Silbermünzen des 13.ten Jahrunderts der
- Pfennig aus Schwäbisch Hall und
- der Tübinger Pfennig
Eine der aufgelisteten Münzprägestetten findet sich in Tübingen, in der vermutlich auch der Tübinger Pfennig geprägt wurde.
Die meisten Münzprägestetten und deren Münzen die im 13. Jahrhundert entstanden, zeigen keine sehr große Verbreitung und sehr regional benutzt. Es gibt jedoch einige Ausnahmen wie den Kölner, Würzburger, Straßburger, Augsburger, Regensburger und Magdeburger Pfennig die auch eine große Überregionale Verbreitung erreichten (Nau). Eine besondere Ausnahme ist der Pfennig aus Schwäbisch Hall. Dieser war im späten 13. Jahrhundert der dominierende Pfennig und löste viele andere regionale Pfennige ab. So auch den Tübinger Pfennig.
Schwäbisch Haller Pfennig (Heller)
Der Pfennig aus Schwäbisch Hall (auch Heller genannt) war die erfolgreichste süddeutsche Münzsorte des späten 13. Jahrhunderts. Er verschlang bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts den Speyrer, Wormser, Mainzer, Tübinger, Rottweiler, Nürnberger und Wetterauer Pfennig. Außerdem erzielte er tiefe Einbrüche für den Würzburger, Augsburger, Konstanzer und Kölner Pfennig in deren Gebieten. Er wurde zu so etwas wie der neuen Leitwährung und hat ein Verhältnis zum Kölner Pfennig von 3:1 (Nau, Seite 97). Aufgrund seines nur geringen Silbergehalts von etwa 50% war er für den täglichen Marktverkehr sehr beliebt und unterlag auch keiner Münzverrufung wie andere Pfennige von geringem Wert (Matzke, S.69).

Silberpfennig aus Schwäbisch Hall (Heller) aus einem Grabungsfund aus St. Dionysius in Esslingen. Datiert auf 1190-97 (Väterlein 1977, Abb. 115.17).

Nachahmung eines Silberpfennig aus Schwäbisch Hall (Heller) 2.tes Viertel 13. Jahrhundert mit 0,67g Gewicht (Väterlein 1977, Abb. 115.18).
Folgende zwei Fotografien zeigen erhaltene Originale.

Fund eines Original Haller Pfennigs aus der staatlichen Münzsammlung München. Datiert auf 1230 - 1270. 18,2mm Durchmesser und 0,73g Gewicht. Inventar Nummer 13-0016

Fund eines original Haller Pfennigs, vermutlich letzes Viertel des 13. Jahrhunderts. 17,38mm Durchmesser und 0,44g schwer. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Inventarnummer 8938:00022:3#3.
Tübinger Pfennig
Der Tübinger Pfennig wurde von der Mitte des 12. Jhd. bis ca. 1275 in Tübingen, durch die Pfalzgrafen von Tübingen, geprägt (Lorenz, Nau, Matzke, S.67) die vermutlich gleichzeitig Münz- sowie Bergherr waren, also das Recht auf das abgebaute Silber in ihrem Herrschaftsgebiet hatten (Matzke, S.45).

Silberpfennig aus Tübingen. Grafen von Tübingen. 12. Jahrhundert mit 0,53g Gewicht (Väterlein 1977, Abb. 121.20).

Silberpfennig aus Tübingen. Grafen von Tübingen. 12. Jahrhundert mit 0,53g Gewicht (Väterlein 1977, Abb. 121.21).
Silber für Tübinger Pfennige
Im Mandatum der argentini fodinis von König Heinrich VI, vom 21. März 1189, wird festgelegt das jeder Silberfund dem Reich gehört
et inter regalia nostra sit computata
Was übersetzt so viel bedeutet wie “und zu unseren Tantiemen gezählt werden”.
Silbervorkommen die vl. für Tübinger Pfennige benutzt worden sein könnten finden sich im Nordschwarzwald und lassen sich für das 13.te Jahrhunder im Einflussbreich der Tübinger Pfalzgrafen nachweisen:
- Königswart im Murgtal (Lorenz)
- Freudenstatt-Dornstetten (Meyerdirks, Lorenz)
- Neubulach bei Calw (Meier, Lorenz)
Wobei die Tübinger Pfennige wahrscheinlich hauptsächlich aus Silber aus Altsilber (also Silber von älteren wiedereingeschmolzenen Münzen) und Neusilber aus Freudenstatt-Dornstetten und der Königswart geprägt wurden. Da die Stadt Neubulach erst 1273/77 bzw. frühestens mitte des 13.ten Jahrhunderts durch die Grafen von Hohenberg gegründet wurde ist es fraglich wie sehr das Silber aus Neubulach für Tübinger Pfennige verwendet wurde (Matzke, S.106). Die Pfalzgrafen verschenkten und verkauften 1289 die Herrschaftsrechte um die Königswart, was sich mit dem Einstellen des Bergbaus in diesem Gebiet und dem Niedergang der Tübinger Münzprägung zeitlich überschneidet. Für Neubulach wird geschätzt das etwa 35t Silber abgebaut wurden. Dieses wurde vermutlich im benachbarten Teinachtal verhüttet. Erz- und Schlackenreste weisen darauf hin, dass in der Nähe des heutigen Badhotels von Bad Teinach eine Silberhütte stand (Meier)
Quellen
- Lorenz, Sönke (1992): Die Königswart. Tübinger Pfennig und Silberbergbau im Nordschwarzwald zur Zeit der Pfalzgrafen von Tübingen. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Bd. 128. S.85 - 115
- Matzke, Michael (2004): Mittelalterliche Bergbauprägungen in Südwestdeutschland? Numismatische und archäometallurgische Untersuchungen an Breisgauer, Tübinger und Wormser Pfennigen. In: Dirham und Rappenpfennig 2. Mittelalterliche Münzprägung in Südwestdeutschland. S. 43 - 173, Bonn, Dr. Rudolf Habelt GmbH
- Meier, Heinrich (1982). Bergbau Neubulach 11.-20 Jahrhundert, Neuenbürg, 2. Aufl.
- Meyerdirks, Uwe (2007): Medieval and early modern mining in the Northern Black Forest ( SW-Germany ) : An integrated historico-archaeological approach and its synergetic effects
- Nau, Elisabeth (1977): Münzen und Geld in der Stauferzeit, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst - Kultur. Katalog der Ausstellung, Band III, Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum
- Schrötter, Friedrich v., N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, and J. Wilcke (1970). Wörterbuch der Münzkunde. 2. Aufl., 2., Reprint 2012. Berlin, De Gruyter.
- Väterlein, Christian (1977). Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst - Kultur. Katalog der Ausstellung, Band II, Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum