Heute wird bei Handgenähten Schuhen gerne sogenannter “Pechdraht” verwendet. Doch was hat man im 13.ten Jahrhundert für die Nähte an wendegenähten Schuhen benutzt?

Fadenreste oder ganze Fäden finden sich leider nur sehr selten im Fundgut. Doch diese geringe Anzahl an Funden liefert uns gleich den ersten Hinweis: Es müssen Materialien verwendet worden sein, die sich unter anderen Bedingungen als Leder im Boden erhalten. Dinge wie Sehnen oder Därme fallen also von vornherein, aufgrund ihrer sehr ähnlichen Erhaltungsbedingungen, raus.

Als erstes denkt man an Leinen-/Hanfzwirn oder auch Wollfäden wie sie auch bei Nähten für Oberbekleidung verwendet wurden. An Funden aus dem späten 14. Jahrhundert in London (Grew und Neergaard, S. 48) haben sich Fadenreste aus gewachsten Hanfzwirn erhalten. An den früheren Exemplaren haben sich leider keine Fadenreste erhalten. In Schleswig fanden sich Überwiegend Zwirne aus pflanzlichem Material wie Leinen oder Hanf. Wobei die Analysen zeigen, dass die Leinenzwirne eher für Ziernähte und die Hanfzwirne für Verbindungsnähte verwendet wurden. Aber seltener fanden sich auch Tierhaare wie Wolle oder gar starkes Pferdehaar als Nähfaden (Schnack S. 37). Die Verwendung von Pech lies sich nicht direkt nachweisen, Christiane Schnack geht aber davon aus das es verwendet wurde.

Aus dem traditionellen Schuhmacherhandwerk kennt man vor allen Dingen Pechdraht, also einen Hanfzwirn der mit schwarzen oder weißen Pech 1 ummantelt ist. Im Augustiner-Eremiten-Kloster in Freiburg haben sich an einigen Exemplaren Fadenreste erhalten die sich als Pechdraht herausstellten (Bank, S. XX).

In Haithabu haben die Analysen unter einem Durchlichtungsmikroskop gezeigt, das die erhalten Fragmente von Nähfaden aus pflanzlichem Material bestehen (Groenmn-van Waateringe, S. 15). Eine Detailiertere Analyse war leider nicht möglich.

Es zeigt sich also das vorwiegend Zwirne aus pflanzlichen Fasern (Leinen oder Hanf) verwendet wurden. Da Hanf eine, um Durchschnittlich 23%, höhere Reisfestigkeit als Leinen hat (Schütt, S. 156), wurde dieses wohl eher für stark belastete Nähte wie Stoß-, Sattler-, oder Sohlennähte verwendet. Wobei sich eine Verwendung von Leinen nicht ausschließen lässt. Es wurden aber nicht immer Pechdrähte, sondern auch nur gewachste Zwirne verwendet. Nimmt man dafür einen Hanfzwirn ist dieser auch nicht weniger Stabil. Er ist nur unter Umständen nicht ganz so haltbar wie ein gepechter Zwirn.

Quellen

  • Banck, Johanna, and Matthias Untermann (1995): Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg Im Breisgau. Stuttgart: Theiss
  • Grew, Francis; Neergaard, M. de (2001): Shoes and pattens. new ed. Woodbridge: Boydell Press (Medieval finds from excavations in London, 2).
  • Groenman-van Waateringe, Willy (1984): Die Lederfunde von Haithabu. Neumünster: Wachholtz (Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, 21).
  • Schnack, Christiane (1992): Die mittelalterliche Schuhe aus Schleswig. Ausgrabung Schild 1971-1975. Neumünster: Wachholtz (Ausgrabungen in Schleswig, 10).
  • Schütt, Peter (1972): Weltwirtschaftspflanzen. Verlag Paul Parey, Berlin / Hamburg, ISBN 978-3-489-78010-6

  1. Schwarzes Pech besteht im wesentlichen aus Kiefernteer und Bienenwachs. Weißes Pech verwendet hingegen Kolophonium (also Kiefernharz). ↩︎