Riemenschuh mit spitz zulaufender Öffnung über Rist - 4. Viertel 13. Jhd. bis 1. Viertel 14. Jhd.

Fundorte

Chillon Castle (CH)1, ca. 1275
Konstanz (DE)2
Schleswig (DE)3, nach 1280

Beschreibung

Charakteristisch für diesen Halbschuh ist die tief ausgeschnittene und Spitz zulaufende Öffnung über den Rist. Geschlossen wird er mittels zweier Riemen die über dem Rist verknotet werden.

Einteiliger Zuschnitt des Oberleders mit Einsätzen um diesen auf die notwendige Länge zu verlängern. Die Naht zum schließen des Oberleders liegt auf der Fußinnenseite und ist leicht in Richtung Fußspitze geneigt. Die Schnürriemen sind zumeist an das Oberleder angeschnitten und nicht separat angenäht, was zu einem hohen Materialverbrauch führt. Fersenpartie leicht angehoben. Die Schaftrandeinfassung läuft um die gesamte Schaftönung und endet bei den Schnürriemen im ersten Drittel. Fersenverstärkung möglich. Alle gefundenen Exemplare sind von der Größe her Erwachsenenschuhe.

Bei einer ähnlichen Form, die ab der Mitte des 14. Jhd. auftaucht, gibt es nur einem Schnürriemen welcher durch Schlitze im Schaft gefädelt und dann verknotet wurde. Diese finden sich bspw. in Konstanz 4 und London 5.

Chillon Castle
Zwei Exemplare mit Ziegenleder als Oberleder. Umlaufende Schaftrandeinfassung. Etwa Schuhgröße 40, wohl für einen Erwachsenen Mann.
Konstanz
Nur ein einziges Fragment dieses Typs gefunden. Bei ähnlichen Schuhen ist das Oberleder über- wiegend aus Caprinaeleder (84%) und nur wenige aus Bovinaeleder (16%)6. Der Fund weist eine Fersenverstärkung auf.
Schleswig
Die Funde aus Schleswig weisen alle Einsätze an der Verbindungsstelle auf 7. Die Mehr- zahl (44%) besaß eine Fersenverstärkung. Oberleder zu gleichen teilen aus Caprinae- und Bovinaeleder gefertigt.

  1. [Volken.2010] S. 112, Abb. 136 ↩︎

  2. [Schnack.1994] Taf. 18 Nr. 4444 ↩︎

  3. [Schnack.1992] Taf. 47 Nr. 1, Taf. 48 Nr. 1 ↩︎

  4. [Schnack.1994] Taf. 19 ↩︎

  5. [Grew.2001] S. 70 Abb. 104 ↩︎

  6. [Schnack.1994] S. 28 ↩︎

  7. [Schnack.1992] S. 94 ↩︎